Dass ich nach Deutschland gekommen bin, war Zufall“, sagt Alfons. „Dass ich geblieben bin, nicht.“ Seit über drei Jahrzehnten lebt „der Deutschen liebster Franzose“ (FAZ) nun schon hier, im „Lande der Dichter und Klempner“, wie Alfons seine zweite Heimat gerne nennt. Es war als kurze Episode gedacht.
Aber dann kam das Leben dazwischen: Alfons hat sich verliebt - in Deutschland, in die Deutschen. „Klasse!“ heißt sein neues, mittlerweile achtes abendfüllendes Bühnenstück. Es ist ein Liebesbrief geworden - und ein dringender Weckruf gleichermaßen.
Der Weckruf gilt nicht nur seinem Publikum. Ursprünglich galt er vielmehr einer Schulklasse, die Alfons eher zufällig besuchte, um mit den Jugendlichen zu diskutieren.
Aber: „Manche Jugendlichen sagten zu Anfang gar nichts“, erzählt Alfons von dieser ersten Begegnung. „Von einigen hörte ich dann, ‚unser Land funktioniert nicht!‘, von anderen‚ „das liegt an der Demokratie - wir sollten mal was anderes ausprobieren!’.
Manche erkannten aber auch sehr schnell: ‚Für Diktaturen gibt es keine Schnupperstunde!‘. Das alles hat mich sehr bewegt.“ Also werden aus dem einen, zufälligen Besuch schnell unzählige, ganz bewusste
Gespräche und Diskussionen. Dank Alfons’ Beharrlichkeit, dank einer großartigen Lehrerin - und dank ganz vieler Jugendlicher, die schnell ihre „Mir-doch-egal“-Haltung abstreifen und sich gemeinsam mit Alfons auf Suche begeben: nach den Wurzeln unserer Demokratie, dem Wert von Toleranz, nach dem Zement, der dieses Land zusammen hält - und auch nach den überaus liebenswerten Eigenschaften seiner Bewohner.
„Liebe Deutsche, Ihr seid total toll - aber Ihr merkt das nicht!“ Emmanuel Peterfalvi, wie „Alfons“ im wahren Leben heißt, lacht etwas ungläubig: „Ein tolles Beispiel: Kompromisse - Ihr könnt das total gut!“, sagt er, mit breitem Lächeln, aber vollem Ernst. „Ihr findet das vielleicht nicht sexy, aber es ist super: Ihr löst Probleme, indem Ihr miteinander redet. Das ist nicht normal, schaut Euch mal um! In Frankreich, da
bedeutet ‚compromis‘ das gleiche wie ‚kompromittieren‘ - und keiner will das! Aber bei Euch bedeutet das Wort etwas ganz anderes: Entgegenkommen, Hilfsbereitschaft, Miteinander. Ich weiß, Ihr haltet das für selbstverständlich, aber das ist es nicht: Freundlichkeit als Fundament der Gesellschaft - das ist eine großartige Errungenschaft!“
Menschenfreundlichkeit - diese Haltung gehört zur Alfons-DNA wie der Dackelblick und das amüsierte Lächeln in den Mundwinkeln. 2021 erhielt Peterfalvi, inzwischen ausgestattet mit deutsch-französischem Doppelpass, das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste um Toleranz, Humanität und Völkerverständigung. Egal ob auf Markplätzen, Fernsehschirmen oder Theaterbühnen: Das Zusammenbringen von Menschen ist ihm Lebensinhalt. Und wird zusehends zu einer überlebensgroßen
Aufgabe, angesichts von grassierendem Filterblasen-Fanatismus, Popstar-Populisten und bröckelnden Brandmauern. „Als ich vor über dreißig Jahren in Deutschland ankam, war das hier eine Pantoffel- Demokratie: Wohlorganisiert, routiniert, gemütlich - und unglaublich stabil. Heute ist das anders: Das Fundament, es wackelt!“ Kein Grund, sich wieder aus dem Staub zu machen - ganz im Gegenteil.
In „Klasse!“ betätigt sich Alfons, in seiner unnachahmlichen Art, als Réparateur der marode gewordenen Brücken über die Gräben in unserer Gesellschaft. Warmherzig, witzig und wunderbar weitsichtig berichtet er von seinen Schulbesuchen, er ergründet den Wahnsinn der Welt und appelliert an die Stärken der Menschen. Und dabei lässt Alfons, der Kult-Reporter, passionierte Geschichtenerzähler und Puschel-Philosoph, keinen Zweifel daran, warum es für ihn zur Berufung geworden ist, wieder zur Schule zu gehen: „Ich spüre, dass diese junge Generation etwas zu sagen hat - das ist gut, schließlich ist sie das Fundament der Zukunft. Aber sie sagt es nicht, weil sie sich nicht gehört fühlt - und das ist dramatisch.“ Seine intensiven Gespräche haben
Wirkung, in beide Richtungen: Sie sind der Grundstein für Alfons’ soeben gegründete „Grand-Mère Stiftung“, mit deren Hilfe aus seinen Schulbesuchen ein echtes Demokratie-Projekt wachsen soll. Und sie sind der Anstoß für eben dieses neue Programm: „So kontrovers die Diskussionen auch sind, in einem sind
www.alfons-fragt.de wir uns am Ende immer einig: Wir müssen wieder mehr miteinander reden und lernen, uns besser zuzuhören.
Also: Fangen wir an - die Zeit der Pantoffeldemokratie ist vorbei!“
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